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Union Berlin vs. Bayer 04 Leverkusen – Hart sind die Zeiten und hart ist das Team

Es war eines der letzten Auswärtsspiele mit Zuschauern bevor Corona die Welt lahmlegte. Union Berlin gegen Bayer 04 im Februar 2020, volle Hütte in der Alten Försterei, Hoffnung auf den Auswärtssieg nach einer beeindruckenden Rückrunde der Werkself. Für einen Leverkusener in Berlin ist das ungefähr die einzige Möglichkeit ein Spiel der Köpenicker zu sehen – Union ist Kult und derzeit eigentlich immer ausverkauft. Aber so konnte ich vier Gäste-Tickets ergattern und ging mit einem Kumpel und zwei Jugendlichen aus Kreuzberg mit Vorfreude ins Stadion. Die Jungs, 14 und 15 Jahre, sind Berliner, ließen sich dann aber etwas zaghaft auf das Abenteuer Gästeblock ein. Zumal beide ‚Migrationshintergrund‘ haben, einer aus dem Benin (Westafrika), der andere Franzose mit Wurzeln im Maghreb. Und ehrlich gesagt war auch ich nicht ganz sicher, ob diese bunte Kombi hier im wilden Osten so ganz unfallfrei funktionieren würde. Aber soviel vorweg – die Fankurve war spektakulär fremdenfreundlich, und zum Ende der 90 Minuten waren die beiden Teil der schunkelnden Menge, mit einem gesungenen ‚Leverkusen – Du bist die Macht am Rhein‘ auf den Lippen.

Blick auf Spielfeld
Blick auf das Spielfeld An der Alten Försterei aus dem Gästeblock

Zum Spiel: nach frühem Rückstand begann die Aufholjagd, und obwohl Union die eindeutig bessere erste Hälfte spielte, mutig, schnell und direkt, hatte Kai Havertz mit einem gekonnten Ballkontakt noch vor der Halbzeit ausgeglichen – was wird uns der Junge noch fehlen… Zum Ende wurden die Köpenicker müde und Leverkusen schaukelte das Spiel mit 3:2, am Ende verdient, nach Hause und gewann damit drei mal in einer Saison gegen die Union.

Die Stimmung war toll im Gästeblock, und wohl auch (sofern man das überhaupt hören konnte) auf allen anderen Tribünen. Gänsehaut gibt‘s gleich am Anfang wenn zur Vereinshymne, gesungen von Nina Hagen, das ganze Stadion in Rot-Weiß erstrahlt und 20.000 Berliner singen

Wir aus dem Osten geh’n immer nach vorn
Schulter an Schulter für Eisern Union
Hart sind die Zeiten und hart ist das Team
Darum siegen wir mit Eisern Union

Zur Stimmung auf der Bayer Tribüne gab‘s allerdings ein paar schattigere (oder besser rauchigere) Momente. Mehrfach brannten die Ultras reichlich Pyro ab, so dass das Spiel irgendwann vor dem Abbruch stand. Ich weiß, darüber gibt es geteilte Meinungen, aber mich nervt diese Selbstbeweihräucherung der angeblich wahren Fans nur noch, zumal die Unterbrechungen dann spürbar den Spielfluss von Bayer04 zerstörten und die Spieler darum baten den Zauber zu lassen. Dass man dann nicht mal mehr auf Lars Bender oder Hradecky hört sondern sich einfach weiter an der eigenen vorgeblichen Coolness hochzieht, zeigt mir zumindest das Desinteresse am Sport durch diese Typen. Folgerichtig kam die Mannschaft nach gewonnenem Spiel dann auch nicht mehr in die Kurve, und das konnten wir verstehen.

Das Spiel ist nun schon eine ganze Weile her, die Saison lief mittelmäßig zu Ende, und wir sind mitten im ‚neuen Normal‘ von Spielen ohne wirkliche Kulisse. B04acc bat mich diese Eindrücke aus dem Februar noch mal aufzuschreiben, und es erinnert schmerzhaft daran, was dem Fußball derzeit fehlt. Gemeinschaft, Erlebnis, geteilte Freude, geteilter Frust. Hoffen wir, dass dies alles schnell zurück kommt – vielleicht ja schon am 16. Spieltag im Januar 2021. Dann ist der SVB wieder in der Alten Försterei zu Gast.

-Woja

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