Es ist Donnerstag und beinah wie beim Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, es ist wieder Europa League und Bayer 04 Leverkusen spielt auswärts zum ersten Mal in der Geschichte in Israel bei Hapoel Beer Sheva. Ich versuche so weit wie es mir möglich ist die Wortwitze auf ein Minimum zu reduzieren.
Bayer 04 Leverkusen geht mit der schon beinah „typischen“ Europa League Defensive ins Spiel. Dabei ein Glückwunsch an Jonathan Tah, der meines Wissens zum ersten Mal die Kapitänsbinde trägt. Er ist schon mit einer der längsten in der Startelf beim Bayer und hat dieses Amt auch schon in der U21 Nationalmannschaft innegehabt, aber mich wundert es trotzdem irgendwie, dass Lukas Hradecky nicht die Binde hat. Er ist erfahrender und emotionaler dabei. Vielleicht hatte Bosz zu viel Angst, dass der Bier Konsum steigt. Aber trotzdem Herzlichen Glückwunsch.
Der liebe Bosz hat entweder auch meinen Blog gelesen, oder er ist, genauso wie Ich zum selben Schluss gekommen, dass die „drei jungen Wilden“ Amiri, Wirtz und Palacios ganz gut funktionieren. Er hatte es gegen Freiburg schon mal angedeutet und jetzt lässt er die drei von Anfang an starten. Diaby bekommt eine wohlverdiente Pause und Bailey ist durch seine gute Form und fehlende Alternativen durch die witzlose Rote Karte gesetzt. Dasselbe gilt auch für Lucas Alario.
Bayer 04 startet genauso wie ich es in der Vergangenheit bei der Aufstellung prognostiziert hatte, sehr aggressiv und offen. Das zahlt sich aber schon in der 5. Minute aus. Palacios mit dem guten Auge für den in der Mitte stehenden kaum offenen Wirtz, der den Ball annimmt und genial hoch in Richtung Strafraum passt, um Bailey zu schicken und der überlupft den Keeper. Ein schönes 1:0, dass genau die Stärken dieser Mannschaft zeigt, Individualität gepaart mit Teamgeist und Schnelligkeit.
Leider zeigt auch in der 11. Minute, dass hier auf dem Platz eine sogenannte „B-Elf“ auf dem Rasen steht. Bei Bayer 04 weigere ich mich ein bisschen das zu behaupten, da wir im Generellen sehr gute Spieler haben, jedoch fehlt da die Spielpraxis und die Abstimmung. Wendell erzeugt einen Fehlpass, der irgendwo zwischen Dragovic und Palacios hingeht und leider nur ein Hapoel Beer Sheva Spieler steht. Dragovic geht nicht richtig in den Zweikampf und kommt zu langsam zurück. Tah bleibt im Zuge dessen auch eher mittig um bei einem Pass schnell zu Attackieren und geht deshalb auch nicht in den Zweikampf. Lobend hier aber Jedvaj, der einen Vollsprint von der Mittellinie bis zum Fünfmeter Raum hinlegt, leider aber zu spätkommt und es steht 1:1.
Bayer 04 daraufhin unsicher aber pressend. Leider aber noch immer hinten unsicher. In der 24. Minute rächt es sich wieder nach einem schönen Flankenwechsel auf die Bayer 04 linke Seite. Wendell wird überköpft und Dragovic patzt einfach indem er das Laufduell nicht nur verliert, sondern auch noch hinfällt. Es erinnert an einen schwarz-weiß Comedy Film. Clever daraufhin von Hapoel Beer Sheva verwandelt.
Zum Glück verlieren die Jungs nicht den Mut und erarbeiten sich gute Chancen. Vor allem Jedvaj gefällt mir immer mehr und mehr auf der rechten Seite. Dieser arbeitet unentwegt mit Bailey zusammen. In der 37. Minute hätte er sich belohnen können und köpft nach der Ecke durch einen vorangegangenen Sprint in den Strafraum, den Ball leider zu nah an den Torwart. Dieser längt ihn zum Glück gegen einen Spieler von Hapoel Beer Sheva und es steht 2:2. Der Treffer sollte eigentlich Jedvaj zugeschrieben werden, aber nun ja.
Bosz entscheidet sich zur Halbzeit Diaby für Alario zubringen. Das hat den Vorteil von mehr Geschwindigkeit auf beiden Flügeln, sowie auch die von Bosz geliebte offene Spitze. Von nun an werden sich Amiri, Wirtz, Bailey und Diaby die Stürmerrolle teilen, wobei diese Aufgabe eher für Amiri und Wirtz gedacht ist. Es ist die Taktik aus der vorigen Saison mit Havertz, wobei Wirtz diesmal nicht ganz alleine gelassen wird auf der Zehn wie schon in den vorigen Spielen der Saison. Diesmal unterstützt Amiri ihn, da dieser dieses Spiel mit Havertz schon länger gespielt hatte.
Die zweite Hälfte gehört Bayer 04. Immer wieder probieren die Leverkusener durch zu dringen und landen mehrere Torschüsse, aber es bleibt eher harmlos. Die Abwehr steht besser und Wendell hat sich auch mehr gefangen. Man merkt, dass Bayer 04 Leverkusen mehr in den Rhythmus der Dominanz findet. Leider wendet Hapoel Beer Sheva auch die Taktik an, die anscheinend gegen Bayer 04 am besten wirkt. Mauern.
In der 62. Minute dann ein Wechsel, den Ich nicht ganz verstehen kann. Lars Bender kommt für Tin Jedvaj. Jedvaj hat bis dahin mit dem besten Spiel der Abwehr Reihe gemacht. Vermutlich wollte Bosz die Sicherheit in Form von einem Bender auf dem Platz wissen. Die beiden Strahlen Ruhe und Kampfgeist wie kein anderer aus.
Nach einem gegnerischen Konter in der 75. Minute baut Bayer schnell auf und Demirbay sieht genau wieder richtig eine Lücke zwischen der Abwehr und dem gegnerischen Keeper. Ein sehr schöner Lupfer und Bailey köpft den Ball per Flugkopfball ins Tor. Der gegnerische Torwart hat leider aber bei der Aktion Bailey getroffen, da dieser zu spät kam.
Hapoel Beer Sheva presst nun und wechselt auch zweimal offensiv ein. Zum Glück erreichen Sie nur einen Latten Treffer in der 85. Minute. Kurz danach rennt Diaby den rechten Flügel mit dem Ball herunter bis zur Grundlinie und passt überraschend flach auf den Elfmeterpunkt. Wirtz macht das Tor komplett abgeklärt. Und belohnt sich für sein gutes Spiel.
Leverkusen muss sich aus dem Spiel ein paar Dinge mitnehmen. Nicht überheblich werden und nicht einschlafen. Die zwei Gegentreffer waren genau das Resultat dessen. Amiri, Palacios und Wirtz sind eine Interessante Kombination, welche viele Ideen reinbringt. Mir gefällt im Zuge dessen auch Demirbay, welcher sich mit Palacios abwechselnd die Position des zentralen Mittelfeldes geteilt hat. Man muss diesen Jungs vertrauen, auch wenn es mal salopp gesagt auf die Fresse gibt. Jedvaj war für mich eine Bestätigung, dass Ich wenn möglich auf Ihn als Ersatz Rechtsverteidiger bauen würde, solange Arias verletzt ist. Er spielt einen guten modernen Rechtsverteidiger, wobei ich bei Dragovic eher an einen variablen Dreier/Fünfer Kette denke und das passt einfach so gar nicht mit dem Spielstyle, da wir im normalen Fall nur Tapsoba als einzigen schnellen Innenverteidiger haben. Eine Idee zum Mitnehmen. Anstelle von Amiri mal Demirbay auf die Zehn setzten. Er wirkt wie ein angesungener Held und er macht seinen Job als Sechser gut, jedoch Bosz will einen defensiveren Sechser als ihn. Er kann die Position, warum nicht einmal überraschen?
Euer B04acc